Thomas Förster
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(c) Lorenz Böhme 2018-2021
"Vorm Tode sich zu fürchten hat keinen Zweck! Man erlebt ihn ja nicht! Wenn
er kommt, ist man weg!", meinte einmal Otto Reutter, seines Zeichens in
Kaiserzeit wie Weimarer Republik ein populärer Sänger und Komiker. Wer
zumindest ein gelassenes Verhältnis zu "Freund Hein" hat, der kann sich getrost
nach Scharfenberg aufmachen, denn dort auf dem Schloss wird nicht zum Halali
wie einst zu Adelszeiten geblasen, sondern zu einem Abend unter dem Motto
"Komm, süßer Tod" geladen, dessen Titel wohl einem geistlichen Lied von Bach
entlehnt ist und der von einem Mann mit einer Totenkopf-Maske eingeläutet wird.
Es ist das bewährte Rezept von den Vorgänger-Programmen, etwa zur
Romantik. Gemäuer und Gewölbe, Baum und Strauch im Burggarten wie auch
"Gottes Sternenschrift " am Firmament werden zur unweigerlich in den Bann
ziehenden Kulisse, da kann, sorry Operettentheater, pardon Elbphilharmonie,
keine modeme Zweckbaubühne mithalten. Es ist ein kompaktes Erlebnis für die
Sinne, angeheizt nicht zuletzt durch faszinierende Lichtetfekte. Buch und Regie
stammen von Thomas Förster, der sich auf eine erkleckliche Anzahl von acht
Schauspielern und Musikern verlassen kann, was die kongeniale Umsetzung
seiner Ideen angeht. Unglaublich, was Förster & Co an Texten über den Tod
ausgegraben haben und in einer mitunter ganz eigenen Zugarigsart zu Gehör
bringen. Man wurde bei Heinrich Heine fündig, aber auch bei Jean Paul und
Johann Gottfried Herder. Und natürlich hat man auch das markante Lied "Es ist
ein Schnitter, der heißt Tod" nicht vergessen.
Nachdem im Burghof zunächst u.a. das Volkslied "Es führt über den Main, eine
Brücke aus Stein" angestimmt wurde, werden die Besucher zunächst in den
Garten geleitet, wo u.a. nach einem Text des belgischen Dichters Emile
Verhaeren (1855-1916) der Novemberwind beschworen wird, wobei eine
Trommel derart brachial bearbeitet wird, dass regelrecht Landsknecht-Stimmung
aufkommt. Des weiteren erklingen, wobei auch ein zwölfköpfiger Chor zeigt, was
er an Gold in der Kehle hat, Schuberts "Der Tod und das Mädchen", aber auch
Brahms' "Denn alles Fleisch, es ist wie Gras" . Zurückgekehrt in den Hof, wird
man Zeuge, wie drei Akteure in den Fenstern "hängend" Betrachtungen über den
Menschen anstellen, etwa gefragt wird, ob der homo sapiens hinsichtlich der
Vernunft vielleicht erst am Anfang steht, da also noch Entwicklungspotenzial ist.
Im Keller knöpft sich Tom Quaas Friedrich Nietzsches "Also sprach
Zarathustra" vor, versichert etwa "Man muss noch Chaos in sich haben, um einen
tanzenden Stern gebären zu können." Ob Quaas Chaos in sich hat, bleibt unklar,
aber er zieht alle Register in Sachen Schauspielkunst, wobei er auch einer Puppe
Stimme verleiht. Sätzen wie "Ihr habt den Weg vom Wurme zum Menschen
gemacht, und Vieles ist in euch noch Wurm. Einst wart ihr Affen, und auch jetzt
ist der Mensch mehr Affe, als irgend ein Affe", ist nichts hinzuzufügen, selbst
wenn man Berufsoptimist mit einem positivistischen Menschenbild ist.
Im Salon mit seiner prächtigen Kassettendecke (der Abend ist eine formidable
Gelegenheit, das private, seit den 1990er Jahren schrittweise und noch nicht fertig
sanierte Anwesen zu erkunden) wird zunächst die in der Genesis geschilderte
Schöpfungsgeschichte des Menschen durchgespielt - und zwar ausgesprochen
komödiantisch. So macht Thomas Förster als Adam zunächst eine kleine Geste
des Triumphes, als Gott Eva nach dem Sündenfall eröffnet, sie habe dem Manne
'untertan zu sein, aber er sackt in sich zusammen, als ihm verkündet wird, was
Gott sich für ihn als Strafe ausdenkt, dafür, dass er vom Baum der Erkenntnis aß.
Es fällt schwer, jemanden herauszuheben. Letztlich machen alle Mitstreiter ihre
Sache gut, das fängt bei Paul Hoorn an, der vortreffliche Musikarrangements beisteuert
und selbst wie gewohnt stilistisch facettemeich dem Akkordeon Töne entlockt,
und hört bei Karolina Petrova auf, die eine russische Volksweise singt, ja
haucht, dass selbst jene von dem "Engellied" berührt sind, denen vom russischen
Sprachunterricht aus alten POS- und EOSZeiten nur noch ein paar Brocken in den
tiefsten Höhlen des Gedächtnisses geblieben sind. Aber gut, ein dickes Extralob
an dieser Stelle dann doch an Cordula Hanns für ihre saukomische Darstellung
der Evaund für ihre unorthodoxe Interpretation von Georg Kreislers Lied
"Tigertest" aus dem Jahr 1968, in dem es am Ende heißt:
"Ich gab ein Tigertest Zuhaus in meinem Garten, / Ein recht geselliges
Beisammensein. / Erst ließ ich es starten, / Dann kamen die Tiger. / Die Menschen
warn wehrlos, / Die Tiger bliebn Sieger. / Solche Feste find ich fein, / Und sie
gelingen allgemein. / Ich lad euch alle, alle herzliehst ein. "
Das auf Schloss Schartenberg ausgerichtete Schauspielfest gelang auch ohne
Tiger fein - und endete mit Tom Quaas' Deklamation von Goethes Gedicht "Über
allen Gipfeln ist Ruh".
Ein „universalpoetisches Schlossbegängnis“ sollte es werden – so hatte es sich
ein kleiner Künstlerfreundeskreis 2007 ausgedacht. In Erinnerung an die
Geisteswelt des „Scharfenberger Kreises“ (Christian Gottfried Körner, der
Vater Theodor Körners, Friedrich de la Motte Fouqué, der »Freischütz«- Apel,
E.T.A. Hoffmann und andere) entstand damals das Programm »HAST AUCH
DU EIN GEFALLEN AN UNS, DUNKLE NACHT?«, das in den Folgejahren
an sechzig Abenden über achttausend Romantikfüchse nach Scharfenberg
locken sollte. Letztes Jahr entschlossen sich die Initiatoren dann, die
Inszenierung mit ihrem 10. Jubiläumsjahr feierlich zu Grabe zu tragen. Aber wie
es bei zünftigen Romantikern so ist, der Gevatter mit der Sichel bedeutet ja nicht
das absolute Ende allen Seins. So kommt das „universalpoetische
Schlossbegängnis“ nun sozusagen als freundlicher Wiedergänger zurück;
inhaltlich transzendiert, musikalisch erweitert und im Eintrittspreis ganz leicht
erhöht (29/erm. 27 EUR, Abendkasse +2 EUR).
Thomas Förster (der einst im Team mit Ann-Kristin Böhme und Thomas
Stecher die Herbststurm-Idee ersann) zeichnet nun alleinig für die Regie des
Abends verantwortlich. Wer das Herbststurm-Programm einmal miterlebt hat,
wird glücklich sein, einige der Mitwirkenden erneut auf dem Zettel zu finden:
Ann-Kristin Böhme (Chor), Anna Böhm (Klavier), Bertram Quosdorf
(Blasinstrumente) und Annette Jahns (Gesang und Rezitation) tragen den
romantischen Scharfenberger Geist ins neue Programm. Drei beglückende neue
Geister sind Paul Hoorn (der seine künstlerische Partnerin Karolina Petrova
mitgebracht hat und nun für das musikalische Gesamtprogramm verantwortlich
ist), die Schauspielerin Cordula Hanns und Altmeister Tom Quaas.
Dramaturgisch wirbelt der neue „Herbststurm“ durch verschiedene
Jahrhunderte und Genres. Von biblischen Gleichnissen über Jean Paul bis hin zur
schwarzen Kunst Georg Kreislers („Tigerfest„) und zurück zu „Wandrers
Nachtlied“ geht’s; musikalisch endet die Fahnenstange bei einem
melancholischen »Fragile« á la Paul Hoorn. Man muss das erleben: die gesamte
Atmosphäre des Abends, zu der kurze Regenschauer absolut dazugehören (nicht
nur, weil die heiße Suppe zur Pause dann noch köstlicher schmeckt, sondern
weil’s inhaltlich passt – nur um die Instrumente hatten wir ein bisschen Angst),
ist einzigartig durch den Nimbus des Ortes und die kluge Abmischung von Stilen
und Themen.
Die sechs Termine für Oktober 2018 stehen bereits fest.
Scharfenberg. Wer läuft schon gern im Nieselregen hinter einem Sarg her? Am
Samstagabend tun das fast 200 Menschen vom Hof des Schlosses Scharfenberg
bei Meißen durch das Eingangsportal hinab in den Garten. Dort weist sie der
Tod im bodenlangen schwarzen Mantel und weißen Handschuhen ein.
Währenddessen gibt eine dumpfe Trommel das Schritttempo vor, tauchen
Scheinwerfer und Kerzen die Mauern des Schlosses in eine mystische
Stimmung, die kein Gruselfilm treffender wiedergeben könnte. Klarinette,
Kontrabass und wieder die Trommel fallen ein. „Komm, süßer Tod“ – das
Thema des Abends greift um sich. Mit Musik und Gesang und Deklamation von
den Zinnen im nächtlichen Rund. Musik, Texte und Lieder von Bach, Schubert,
Brahms und der „Novemberwind“ des belgischen Gedichteschreibers Emil
Verhaeren fegen, hauchen, und säuseln und schreien die Zuschauer auf
faszinierend schaurig-schöne Art an.
Die Börse Coswig mit ihrer Kulturbetriebsgesellschaft Meißner Land GmbH
organisiert das Spektakel. Und zwar so wohlig-praktisch durchdacht, dass gleich
am Eingang für 50 Cent bei Christiane Böttger der Regenponcho bereitliegt, im
Schlosshof schon mal der Glühwein duftet und im grünen Salon kleine, feine
Speisen, Weine, Tee und Meißner Schwerter Pils für die Gäste zu normalen
Preisen angeboten werden. Vom Schauspiel im Schlossgarten werden die
Besucher wieder in den Hof und anschließend in zwei Gruppen einmal ins
„Paradies“ – im Schloss-Obergeschoss – und in den Gewölbekeller geleitet. Die
maskierten Männer und Frauen vom Chor singen dazu nicht nur totschön, sie
weisen auch einfach den Weg. Was der liebe Gott (Opernsängerin Annette
Jahns), Eva (Cordula Hanns von den Landesbühnen), Adam (Thomas Förster,
Buch und Regie), Schlange (Karolina Petrova) und die Musiker Anna Böhm,
Paul Hoorn und Bertram Quosdorf dann im Paradies zur Schöpfung und
Vergänglichkeit darbieten, ist mit augenzwinkernder Kurzweiligkeit zu kurz
beschrieben. Vergnüglich geht’s vom Bibeltext zu Heinrich Heine, Max Frisch
und Georg Kreislers Tigerfest, eindrucksvoll von Cordula Hanns vorgetragen,
bis hin zur Popballade von Genesis.
Nicht minder ins Gemüt dringend sind Tom Quaas‘ Nietzsche-Ferse vom
Zarathustra über Weisheiten zum Leben und Sterben. Das große Finale findet
dann wieder auf dem Hof mit Chor, Engel, Tod und Goethes „Über allen
Gipfeln ist Ruh“ statt seinen Einklang. Das Publikum, angereist nicht nur aus
der nahen Landeshauptstadt und dem Kreis Meißen, auch Chemnitzer und
Lausitzer quittieren den vergnüglichen Schlossabend mit langem Applaus. Die
Karten (29 Euro) für die ersten drei Abende des „süßen Todes“ auf Schloss
Scharfenberg waren binnen weniger Stunden ausverkauft. Am nächsten
Wochenende gibt es an Freitag, Samstag und Sonntag noch eine Chance, mit
großer Lust hinterm Sarg herzugehen.
Ein Abend zwischen
Zeit und Ewigkeit
zum letzten Mal im Herbst 2022
Da ein Teil des Abends im Freien stattfindet,
empfehlen wir wetterfeste Kleidung!
Vor und nach der Veranstaltung, sowie in der Pause, werden im Kaminzimmer vom hauseigenen Catering Speis und Trank serviert.
Idee
Ist der Tod ein Schlüssel zum Leben, oder der Schlag der alles fällt? Ist er grausam oder sanft, zerstörerisch oder erlösend? Diese Fragen beschäftigen den Menschen seit er denken kann und waren immer auch verbunden mit der Frage nach dem Sinn unseres Daseins. Mensch und Tod ist das große allgegenwärtige Thema für Philosophen, Dichter, Maler und Komponisten. Schloss Scharfenberg, dieser Ort von selten zurückhaltender Schönheit, wird selbst Teil der Inszenierung werden und den Gedanken und Klängen Raum geben. Durch leuchtende Gärten, Salons und tiefe Gewölbe werden Schauspieler, Musiker und Zuschauer auf einer Gratwanderung zwischen Lebenslust und Todessehnsucht, Dichtung und Musik durch die Jahrhunderte folgen.
Da ein Teil des Abends im Freien stattfindet, empfehlen wir wetterfeste Kleidung.
Karten & Termine
Mitwirkende
Es spielen und musizieren:
Anna Böhm | Cordula Hanns | Sophie Lüpfert
Karolina Petrova | Thomas Förster
Tom Quaas | Bertram Quosdorf
Chor:
Beatrice Baumgärtel | Carry Bendin | Ann-Kristin Böhme
Ursula Karpf | Helga Läßig | Caren Pfeil
Bettina Seiler | Frank Frenzel | Hanno Günz
Reinhard Pontius | Thomas Kurth | Tobias Schumann
Musik:
Paul Hoorn
Buch und Regie:
Thomas Förster